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Rohstoffrückgewinnung aus gefährlichen Abfällen – essentiell für die Rohstoffwende

10.09.2024

Ein dauerhaft gesicherter Zugang zu Ressourcen ist entscheidend, damit Europa den Green Deal umsetzen kann. Energiewende, Digitalisierung oder auch Verkehrswende erfordern erhebliche Mengen an Mineralien und Metallen wie Lithium, Kobalt, Nickel und Seltene Erden für Energiespeicher und andere Technologien. Da Deutschland über keine eigenen großen Vorkommen an besonders wertvollen Rohstoffen verfügt, ist die Gewinnung dieser wertvollen Rohstoffe nur mit dem Weg über das Recycling von Abfällen realistisch. Der Sonderabfall-Sparte kommt in den Bemühungen rund um mehr Wiederverwertung und die energetische Nutzung von Abfällen eine besondere Rolle zu: Gefährliche Abfälle enthalten oft die dringend benötigten kritischen und strategisch wichtigen Rohstoffe. Diese als Rohstofflieferant einzubeziehen und Recyclingtechnologien zu fördern – dafür engagiert sich REMONDIS Industrie Service.


Mehr Rohstoffversorgungssicherheit durch geschlossene Kreisläufe

In Zeiten multipler Krisen und Handelskonflikten verfolgt die EU seit einigen Jahren das Ziel, ihre Eigenständigkeit im Rohstoffbezug zu stärken, Importwege zu reduzieren und damit die Versorgung resilienter aufzustellen. Zunehmend werden Gesetze und Vorschriften zugunsten einer Rohstoffwende, das heißt einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Wirtschaftsweise, erlassen. Darin geht es im Kern um die Themen: Abfallvermeidung, Senkung des Ressourcenverbrauchs, Produktionskapazitäten für Recyclingrohstoffe, Energieeffizienz, Wiederverwertung von Materialien und die Schaffung geschlossener Kreisläufe, Substitution kritischer Rohstoffe sowie nachhaltige Beschaffung.

Erst im Juni dieses Jahres wurde ein erster Entwurf einer Nationalen Kreislaufwirtschaftstrategie (NKWS) vorgelegt. Nach deren Leitlinien muss eine Entkopplung der wirtschaftlichen Entwicklung vom Rohstoffverbrauch stattfinden. Ferner sollen Abfälle vermieden, eine schadstofffreie Kreislaufwirtschaft etabliert und zukunftsfähige zirkuläre Geschäftsmodelle gefördert werden. Ganz konkret müsse sich der Verbrauch von primären Rohstoffen von aktuell 13,5 auf 8 Tonnen pro Kopf bis 2045 reduzieren. Das Aufkommen an Siedlungsabfällen pro Kopf soll bis 2030 um 10 Prozent, bis 2045 um 20 Prozent sinken. Beim Einsatz von Recyclingrohstoffen hingegen wird eine Verdopplung bis 2030 angestrebt. Kein Rohstoff dürfe zu mehr als 65 Prozent aus einem einzigen Drittland importiert werden. Für nicht genutzte Produkte steht ein Entsorgungsverbot im Raum. Es bleibt spannend, mit welchen Punkten das Papier letztlich beschlossen wird.

Rohstoffe stecken in Abfällen, auch in gefährlichen Abfällen

Viele Rohstoffe, die die produzierende Industrie oder auch der Bausektor benötigen, befinden sich in nicht mehr genutzten, ausgemusterten Produkten und Materialien – in Abfällen. Inwiefern diese zurückgewonnen werden dürfen, ist gesetzlich fixiert. Dass es für Kunststoffe, Altpapier, Altglas, Altholz und Altmetall bereits funktionierende Sammel- und Aufbereitungsstrukturen mit hohen Recyclingquoten und anteiliger Verwendung bei der Herstellung neuer Produkte gibt, ist weithin bekannt. REMONDIS betreibt eine Vielzahl dieser Aufbereitungsanlagen und treibt Technologien voran, um weitere Stoffkreisläufe zu schließen. Denn das zirkuläre Wirtschaften ist für REMONDIS ein wesentlicher Schlüssel für eine reale nachhaltige Zukunft.

Weniger bekannt hingegen ist, dass auch aus potenziell umweltschädlichem Abfall Rohstoffe zu gewinnen sind, die entweder für neue Produkte genutzt werden oder als Energieträger zur Substitution fossiler Rohstoffe fungieren. REMONDIS Industrie Service hat sich in den letzten 40 Jahren auf solche Verfahren spezialisiert. Zum einen werden enthaltene Schadstoffe sicher und umweltschonend ausgeschleust, zum anderen werden die Sonderabfälle mittels thermischer Verwertung zur Energieerzeugung genutzt. Bereits etablierte Anlagen sind auf derart hohem technischen Niveau, dass selbst internationale Kunden hier ihre Abfälle behandeln lassen.

Recyclingrohstoffe aus ursprünglich einmal gefährlichen Abfällen werden für viele Prozesse, unter anderem in der Chemie, bereits genutzt. Beispielsweise zu nennen sind hochwertige Lösemittel-Destillate bzw. Regenerate aus gebrauchten Lösemitteln, die Herstellung von Phosphorsäure aus Klärschlammasche, Aluminium aus dem Spraydosenrecycling oder Iod aus iodhaltigen Abfällen der Sonderabfallverbrennung. Dies sind alles wesentliche Bausteine, um natürliche Ressourcen zu schonen, eigene Bezugsquellen aufzubauen und die Unabhängigkeit von Importen zu stärken.

„Die Weltbevölkerung wächst und mit ihr der Bedarf an Rohstoffen für Nahrung, Energie, Wohnraum und Infrastruktur. Um bei globalem Wachstum natürliche Ressourcen zu schonen, sind Recyclingrohstoffe von entscheidender Bedeutung. Sie bieten Vorteile für die Umwelt, stärken die Wirtschaft und kommen der Gesellschaft insgesamt zugute.”

René Jurock, Geschäftsführung REMONDIS Industrie Service

Die Vorteile von Recyclingrohstoffen liegen auf der Hand: Sie schonen die Umwelt, weil sie helfen, natürliche Ressourcen zu schützen und das Schürfen dieser zu mindern. Primärrohstoffe abzubauen, bedeutet oft Entwaldung, Verlust der Biodiversität und irreparable Umweltschäden. Weiterhin ist die Produktion sehr energieintensiv und mit hohen CO2-Emissionen verbunden. Zusätzlich entstehen Ressourcenkonflikte aufgrund der häufig prekären Bedingungen und der politischen Instabilität in rohstoffreichen Ländern. Alles Punkte, die nur mit Recyclingrohstoffen umgangen werden können.

Recyclinglösungen aus- und neue aufbauen: Erfolgreiche Schritte und fokussierte Ziele

REMONDIS Industrie Service arbeitet eng mit Wissenschaft und Industrie zusammen, um bestehende Recyclingkapazitäten weiter aus- und neue aufzubauen. Es geht darum, eine maximale Schadstoffentfrachtung zu erreichen, Rohstoffqualitäten weiter zu verbessern, die Deponierung weitestgehend zu vermeiden und realistische Recycling- oder Verwertungslösungen für Abfälle zu finden, bei denen das bisher nur schwer oder gar nicht möglich war.

Größte Herausforderung bei der Erforschung von Recyclinglösungen – beispielsweise im Solar- und Batterien-Thema –, ist es, die in immer leistungsfähigeren Produkten verbauten Materialien sauber zu trennen und aufzubereiten. Hier bewegt sich die Branche in einem Spannungsfeld zwischen technischer Machbarkeit, wirtschaftlicher Tragfähigkeit und den Anforderungen des Klimaschutzes. Wo eine schadstofffreie Kreislaufwirtschaft bereits Realität ist, veranschaulichen exemplarisch die folgenden Konzepte von REMONDIS Industrie Service.


Aufbereitung von Spraydosen als Paradebeispiel

Es kann nicht oft genug betont werden, wie wichtig es ist, Spraydosen vollständig zu recyceln. Das einzigartige RESPRAY-System von REMONDIS Industrie Service ermöglicht es, sowohl die Aluminium- als auch die Weißblechanteile der Dosen zurückzugewinnen und für die Neuproduktion zu nutzen. Gleichzeitig können Treibgase aufgefangen und als Energieträger verwendet, sowie flüssige Bestandteile wie Aceton, Wasser, Ethanol und Methylethylketon zur thermischen Verwertung aufbereitet werden. 

Damit alle Bestandteile von Spraydosen recycelt werden können, ist es entscheidend, dass auch Verbraucherinnen und Verbraucher ihre Spraydosen an den dafür vorgesehenen Schadstoff-Sammelstellen wie Recyclinghöfen oder Schadstoffmobilen abgeben und nicht in den Hausmülltonnen entsorgen. Auch wenn die Dosen restentleert sind, ist es wichtig zu beachten, dass sie aufgrund ihrer Bauart nicht vollständig entleert werden können. Werden sie dennoch im Verpackungs- oder Restmüll entsorgt, können Treibgase in die Umwelt gelangen und Flüssigkeiten nicht angemessen thermisch verwertet werden. 


Recyceltes Iod aus Sonderabfällen

Als Tochterunternehmen von REMONDIS Industrie Service hat REMONDIS SAVA am Standort Brunsbüttel eine völlig neuartige und einzigartige Technologie etabliert: Hier wird das Spurenelement Iod aus den Rauchgasen der Sonderabfallverbrennungsanlage zurückgewonnen und aufbereitet. Jeden Monat stehen der chemischen Industrie so mehrere tausend Kilogramm recyceltes Iod zur Verfügung, wodurch der Bedarf an Zukäufen reduziert wird.

Iod ist als Ressource nur begrenzt vorhanden, wird vorrangig aus Südamerika und Japan bezogen. Die in Brunsbüttel neu erschlossene Bezugsquelle beugt möglichen Versorgungsengpässen vor und fördert letztlich die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft. Die chemische Industrie produziert wiederum iodhaltige Abfälle, die in Brunsbüttel thermisch verwertet werden, wodurch das Iod im Kreislauf gehalten wird. Dieses Beispiel illustriert eindrucksvoll die Zirkularität in der Chemie.


Nachhaltigkeit in der Schifffahrt durch Recycling

Im Bereich der Schifffahrt hat sich REMONDIS Industrie Service auf die Entsorgung von Bilgenwasser, Schlamm und Scrubber-Rückständen gemäß Kreislaufwirtschaftsgesetz spezialisiert. Übernommene Abfälle werden umweltschonend verwertet: Scrubberwasser wird in der Behandlungsanlage unter anderem Kalkmilch beigefügt, um den Schwefel zu binden. Dadurch entsteht Gipsschlamm, der entwässert und anschließend in Verbrennungsanlagen entsorgt wird. Beim Umgang mit den Abfallströmen Sludge und Bilgenwasser wird der wässrige Anteil weitestgehend reduziert, um das Öl in hoher Qualität zurückzugewinnen.

Durch chemisch-physikalische Behandlungsverfahren gewinnt REMONDIS Industrie Service erhebliches Wasser zurück, das in Klärwerke eingeleitet wird. Das abgetrennte Öl wird in spezialisierten Anlagen entweder als Ersatzbrennstoff genutzt oder zur Herstellung hochwertiger Recyclingprodukte aufbereitet. Die verbleibenden Schadstoffe im Schlamm werden in modernen Verbrennungsanlagen behandelt, die Strom und Wärme erzeugen. Auf diese Weise lässt sich nicht nur Abfall reduzieren, sondern auch eine nachhaltige Energieproduktion und Ressourcenrückgewinnung fördern.

Auch Abfallverbrennung sichert Rohstoffe und schont Ressourcen

Sonderabfälle, die aufgrund ihrer Zusammensetzung nicht für das Recycling geeignet sind, können durch thermische Verwertung einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten. REMONDIS Industrie Service sorgt bei der Sonderabfallverbrennung dafür, dass Schadstoffe sicher aus dem Kreislauf entfernt werden, während gleichzeitig vor allem Metalle zurückgewonnen werden. Die bei der Abgasreinigung anfallenden Stoffe wie Gips, Stäube, Schlacken und andere Rückstände finden Verwendung in der Gipsindustrie bzw. im Deponiestraßenbau oder bei Bergsicherungsmaßnahmen, wodurch wiederum natürliche Ressourcen geschont werden. 

„Wir sind stolz darauf, dass unsere Hochtemperatur-Verbrennungsanlagen zu den ökologischsten in ganz Europa gehören. Wir verfügen über die weltweit niedrigsten Emissionsgrenzwerte, nutzen Filterstäube zur Verwertung, leiten kein Abwasser ein, setzen Regenwasser als Prozesswasser ein und führen präzise Rohgas- und Reingasmessungen für Quecksilber durch.“

Dr. Martin Kemmler, Geschäftsführung REMONDIS SAVA

Ein Teil der Industrieabfälle, die für die thermische Verwertung zur Energieerzeugung bestimmt sind, eignet sich als hochwertige Ersatzbrennstoffe (EBS). Mit diesen können beispielsweise Zement-, Kalk- und Kraftwerke angesichts gestiegener Preise für fossile Energien wirtschaftlicher betrieben und befeuert werden. REMONDIS gehört deutschlandweit zu den größten Produzenten von festen und flüssigen Ersatzbrennstoffen.

Gebündelte Kräfte für eine rohstoffpolitische Zeitenwende

Viele zirkuläre Ideen und Pilotprojekte für Recyclingrohstoffe stammen aus der Abfall- und Sonderabfallwirtschaft in Deutschland. Nun gilt es, diese Ansätze zu stärken, damit neue Technologien schneller marktreif werden. Noch gibt es zahlreiche Stoffkreisläufe, die geschlossen und Recyclingpotenziale, die ausgeschöpft werden können. Beispiele hierfür sind das Recycling von Windkrafträdern, Solarzellen und Lithium-Ionen-Akkus sowie die Rückgewinnung seltener Erden aus Elektroschrott – eine Liste, die sich fortsetzen ließe.

Die Suche nach wirtschaftlich tragfähigen und großflächig umsetzbaren Recyclinglösungen wird durch komplexere Verbundmaterialien und teils sehr geringe Materialmengen erschwert. Hier ist nicht nur die Entsorgungswirtschaft gefragt, sondern auch die Industrie, die an innovativen Materialien forscht oder daran arbeitet, bestehende durch weniger vulnerable Rohstoffe zu ersetzen. Weiterhin müssen Produkte von vornherein so konzipiert werden, dass sie sich nach Nutzungsende einfach und hochwertig recyceln lassen, Stichwort „Design for Recycling“. Wie in der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie formuliert, sollen die Rahmenbedingungen für kreislauffähige Produkte und Modelle verbessert werden. Auch Vorstöße der EU wie die Ökodesign-Verordnung oder der digitale Produktpass tragen zu diesem Ziel bei.

Letztlich ist die Entwicklung von Strategien zur Rohstoffversorgungssicherheit und Rohstoffrückgewinnung im Sinne einer Kreislaufwirtschaft eine Aufgabe von hoher politischer Relevanz für die EU und die deutsche Regierung. Hier sind Kreativität, Erfindergeist und Innovationskraft gefragt, um natürliche Ressourcen langfristig zu schützen. Aber auch die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen darauf abgestellt werden. So sind z. B. Regelungen zum Ende der Abfalleigenschaften sowohl auf EU- als auch auf nationaler Ebene mehr als überfällig.


Quellen:

  • Recycling Magazin: Erwartbar unverbindlich, Michael Brunn. S. 28-31
  • REMONDIS: Moderne Recyclingverfahren: Meister der Anpassung. Link

Bildnachweis: REMONDIS


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